Höhere Leistungsfähigkeit, weniger Zahnverlust, und bessere Gesundheit durch prädiktive Diagnostik aus Deutschland
Weltraumforschung: Stressbedingter Zahnverlust bald ein Problem der Vergangenheit? Revolutionäre Erkenntnisse für bessere Mundgesundheit im Weltraum und auf der Erde
Young Scientist Award für Biomarker-Forschungsprojekt in MARS-Simulation verliehen
Solingen/ Bensberg, 23.07.2024. Die diesjährige M.A.R.S.-Simulation Study UC-Louvain erforschte die Auswirkung von Stress auf die Mundgesundheit von Astronauten. Hierbei wurden die Konzentrationen des Biomarkers aMMP-8 sowie Stressreaktionen während der simulierten 2-wöchigen Mars-Mission untersucht. Astronauten sind auf den Missionen einer extremen Stressbelastung ausgesetzt.
Für das innovative Forschungsprojekt M.A.R.S. (Martian simulation program for researchers and students UC Louvain) wurde die Atlas Crew am 29.Juni 2024 auf Schloss Bensberg bei Köln mit dem Young Scientist Award der Deutschen Mundgesundheitsstiftung (DMS) ausgezeichnet. „Wir haben dieses Forschungsprojekt ausgezeichnet, weil es eine große Relevanz für die Zahngesundheit von Patientinnen und Patienten hat. Das Messverfahren für aMMP-8 kann Kollagenabbau an Zähnen und Implantaten bis zu fünf Jahre früher mit einer Genauigkeit von 94 Prozent vorhersagen“, erklärte Prof. Dr. Dr. med. Andreas Pfützner, Präsident der Deutschen Mundgesundheitsstiftung (DMS). Die aMMP-8-Messtechnologie sei bereits heute ein „Gamechanger“ für viele stressbelastete Menschen auf der Erde, da immer mehr Menschen unter stressbedingter Zahnlockerung und in der Folge Zahnverlust leiden.
Diese bahnbrechende Studie für Zahngesundheit im Weltraum fand im offiziellen Mars-Forschungszentrum Utah (USA) statt. Die Ergebnisse werden der Fachwelt in Kürze vorgestellt. Die Stiftung plant bereits zwei weitere Forschungsprojekte mit NASA und ESA zur oralen Fitness von Astronauten. Für zukünftige Weltraum Expeditionen zu Mars und Mond ist dies von höchster Relevanz da orale Probleme zu einem Missionsabbruch führen können und es auf Mars und Mond keine professionellen Behandlungsmöglichkeiten gibt.
Im Mittelpunkt der Studie stand der Kollagenmarker aMMP-8, ein entscheidender Indikator für Zahnfleischerkrankungen und Knochenabbau. aMMP-8 funktioniert wie die “Gewebe-Schere” des Immunsystems, die körpereigene Kollagen-Strukturen von Zahnfleisch und Knochen zerstören kann. Die Studienteilnehmer nahmen in der Studie zur Hälfte ein Probiotikum, zur Hälfte ein Placebo zu sich. Probiotika können die Stressreaktion abmildern und das Immunsystem stärken. Die Ergebnisse zeigen einen klaren Anstieg der aMMP-8-Werte bei erhöhtem Stress mit der Gefahr des Kollagenabbaus.
Aus Perspektive des wissenschaftlichen Beraters für Zahngesundheit bei der ESA sowie der NASA, Zahnarzt Dr. Dirk Neefs sind solche Biomarker-Tests zukunftsweisend und ein „Gamechanger“ in der Zahnmedizin: „Bei einer längeren Mars-Mission hat die Prävention und das Monitoring der Mund- und Zahngesundheit der gesamten Crew eine hohe Priorität“, sagte der Zahnmediziner bei der Preisverleihung. „Zahnprobleme können schlimmstenfalls zum Abbruch der Mission führen. Durch den Einsatz des Biomarkers können Zahnerkrankungen präventiv behandelt und somit als Akutgeschehen auf Missionen so gut wie ausgeschlossen werden“, so Neefs. Deshalb hat das Atlas-Crew-Team um Studienleiterin Alba Sanchez-Montalvo (Immunologin und Doktorandin) regelmäßig Proben des Biomarker aMMP-8 entnommen sowie den Stresslevel der jungen Probanden während der Mars-Simulation durch Beantwortung eines psychologischer Fragebogens erhoben.
Die Forschung könnte einen Paradigmenwechsel in der zukünftigen Zahnpflege sowohl im Weltraum als auch auf der Erde bedeuten. „Schon heute können wir sagen, dass evidenzbasierte Biomarker, wie aMMP-8, zum Standard in jeder Zahnarztpraxis und bei jedem Check-up werden sollten. Je früher die Behandlung beginnt, desto nachhaltiger und besser ist das Ergebnis für unsere PatientInnen“, sagte Dr. med. dent. Angelika Brandl-Riedel, Vorsitzende des Deutschen Zahnärzteverbandes (DZV).
Mit der im Juli 2021 etablierten neuen Behandlungsstrecke für Parodontitis-Erkrankte wurde ein wichtiges Instrument etabliert, um die Parodontitis als komplexe, zu Beginn stumme Entzündungserkrankung, zu therapieren. Die Parodontitis steht in Verbindung mit Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und anderen chronischen Leiden. Inzwischen ist bekannt, dass bei einer unbehandelten, schweren Parodontitis auch Veränderungen an den Arterien entstehen können, die das Risiko für koronare Herzerkrankungen und Herzinfarkt erhöhen. „So muss das Ziel eine optimale Prävention und gegebenenfalls sehr frühzeitige Therapie sein, um diese Folgeerkrankungen zu verhindern. Dies wäre nicht nur ein Gesundheits-Gewinn für den einzelnen Betroffenen, sondern könnte die Folge-Kosten im Gesundheitssystem erheblich reduzieren“, so die Vorsitzende des Deutschen Zahnärzteverbandes (DZV) und praktizierende Zahnärztin Brandl-Riedel.
Die in Deutschland und mit der Universität Helsinki entwickelte und patentierte Technologie, den Biomarker aMMP-8 zu bestimmen, ist schon jetzt weltweit in vielen innovativen Zahnarztpraxen für Patientinnen und Patienten verfügbar.
Copyright: Jeroen Hanselaer
Crew Commander Romain Maddox (Physiker) und Crew-Journalistin Alba Sanchez-Montalvo (Immunologin und Doktorandin) nahmen den Young Scientists Award bei einer wissenschaftlichen Konferenz des Gesundheitssenats auf Schloss Bensberg bei Köln entgegen. Die Urkunde überreichten Dirk-Rolf Gieselmann, Vorstandsvorsitzender Deutsche Mundgesundheitsstiftung (li), und Dr. Christoph Brüssel, Vorstandsvorsitzender Stiftung Senat der Wirtschaft und Vorstand Senat der Wirtschaft Deutschland e.V..
Bildquelle: Senatoren Juni 2024 von monkey media GmbH
Fakten: Mundgesundheit in Deutschland
Zwar gehen die meisten Deutschen 1,5-mal pro Jahr zur Kontrolle zum Zahnarzt. Laut der 5. Deutschen Mundgesundheitsstudie verlieren Patienten in Deutschland dennoch etwa die Hälfte ihrer Zähne im Laufen des Lebens. Dies geschieht meist aufgrund von zu spät erkannter und therapierter Parodontitis die eine Folge der aktuell noch post-destruktiven Sonden- und Bildgebungsdiagnostik ist. Laut WHO ist die Parodontitis weltweit eine der größten chronischen Entzündungserkrankungen mit weitreichenden Folgen für den Gesundheitszustand insgesamt. Prädiktive Biomarker-Diagnostik und personalisierte Prävention zur Vermeidung von entzündungsbedingtem Zahnverlust seien daher der Weg in die Zukunft.
Über die Deutsche Mundgesundheitsstiftung
Die Deutsche Mundgesundheitsstiftung (DMS) engagiert sich seit 2009 international für die Erforschung sowie Verbesserung der Mundgesundheit. Die Experten der Stiftung begleiteten bereits mehr als 300 publizierte Studien zum Thema oral-systemische Gesundheit. Sie setzen sich weltweit für die Stärkung der interdisziplinären Zusammenarbeit ein. Mehr als 50 Senatorinnen und Senatoren, darunter der Mediziner und ehemalige Weltmeister im 100-Meter Brustschwimmen Mark Warnecke, sind im Gesundheitssenat der DMS für mehr Prävention und Gesundheit in der Zahnmedizin aktiv. Die Stiftung mit Sitz in Solingen kooperiert mit ihrem Gesundheitssenat ebenfalls mit der Stiftung Senat der Wirtschaft Deutschland (Bonn).
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Crew ATLAS (2024)
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