Gingivitis: Daran erkennst Du eine Zahnfleischentzündung
Beim Biss in den Apfel oder beim Zähneputzen blutet Dein Zahnfleisch? Dann könntest Du eine Zahnfleischentzündung haben. Wir erklären, woran Du diese sogenannte Gingivitis erkennst und was Du dagegen machen kannst.
Die Zahnfleischentzündung ist der erste Schritt zum Zahnverlust
Eine akute Zahnfleischentzündung hatten wir fast alle schon einmal. Mit gründlicher Pflege und Hygiene heilt diese meist innerhalb weniger Tage ab. Bleibt das Zahnfleisch allerdings länger als eine Woche entzündet, spricht man schon von einer chronischen Entzündung. In diesem Fall wird es gefährlich! Die unbehandelte Entzündung greift schnell vom Zahnfleisch auf das Zahnbett über. Ist eine Gingivitis so weit fortgeschritten, nennt man die Entzündung eine Parodontitis – die häufigste Ursache für den Verlust von Zähnen.
In der medizinischen Fachsprache nennt sich die Zahnfleischentzündung übrigens Gingivitis (1).
Das sind die Symptome einer Gingivitis
Die Gingivitis ist eine milde Form der Entzündung. Sie heilt folgenlos aus, wenn Du schnell etwas dagegen unternimmst. Deshalb ist es wichtig, dass Du erste Anzeichen ernst nimmst und es gar nicht erst zu einem schweren Verlauf und damit zu Parodontitis kommt.
Die vier wichtigsten Anzeichen einer Zahnfleischentzündung sind:
- Zahnfleischbluten
Wenn Dein Zahnfleisch gesund ist, blutet es nicht. Wenn es beim Zähneputzen, beim Reinigen mit der Zahnseide oder bei einem Biss in feste Nahrung zu bluten anfängt, deutet das auf eine Gingivitis hin. Auch wenn Dein Zahnfleisch nur manchmal blutet, solltest Du das Alarmzeichen ernst nehmen.
- Rotes, geschwollenes Zahnfleisch
Normalerweise sollte Dein Zahnfleisch rosa und fest sein. Wenn das Zahnfleisch rot und geschwollen ist, ist das ein sicheres Zeichen für eine Entzündung!
- Mundgeruch
Unser Mund ist voller Bakterien, die sogar für eine gesundes Gleichgewicht in der Mundhöhle sorgen und bei regelmäßiger Hygiene kaum übelriechende Stoffe entwickeln. Fängt es an zu müffeln, haben sich entzündungsfördernde Bakterien angesiedelt oder überhand genommen (2).
- Rückgang des Zahnfleisches
Wenn Dein Zahnfleisch gesund ist, umschließt es fest den Zahn und liegt eng an. Durch Entzündungen kann es aber dazu kommen, dass es sich vom Zahn zurückzieht (3). Vielleicht ist es am Anfang nur ein kleiner Spalt zwischen Zahn und Zahnfleisch, später liegen die Zahnhälse frei und sind deutlich zu sehen.
Gingivitis: Die häufigste Ursache ist mangelnde Hygiene
In Deiner Mundhöhle beherbergst Du unzählige Bakterien verschiedener Arten, die normalerweise harmlos sind. Wenn Du die Zähne aber nicht regelmäßig reinigst, sammeln sich Speisereste an, von dem sich die Bakterien ernähren und bilden einen dichten Belag, den sogenannten Biofilm oder bakterielle Plaque.
Beim Abbau der Nahrungsreste bilden sie Säuren und Giftstoffe, die Dein Zahnfleisch reizen und zu einer Entzündung führen. Sobald sich das Zahnfleisch etwas lockert, dringen die Bakterien in den Spalt zwischen Zahn und Zahnfleisch ein und sind für Bürste und Zahnseide nicht mehr erreichbar. Deshalb ist es so wichtig, dass Du Deine Zähne regelmäßig pflegst.
Bürsten und Fädeln gehören zum Zähneputzen
Besonders kritisch ist es für Dich, wenn Du ein Implantat hast. Damit die künstliche Wurzel gut in den Knochen einwächst, ist ihre Oberfläche so beschaffen, dass sich Zellen leicht anlagern können – aber nicht nur Knochenzellen freuen sich über diesen Haftgrund, sondern auch Bakterien finden eine perfekte Unterlage. Deshalb ist sorgfältige Hygiene für alle Menschen mit Zahnimplantaten ein Muss (4).
Mit Interdental-Bürsten und Zahnseide kannst Du den Übergang zwischen sichtbarer Krone und Implantat gut reinigen. Doch manchmal gelingt es einigen Bakterien tiefer in den Spalt einzudringen und sich dort zu vermehren. Dann hilft nur noch eine gründliche Reinigung beim Zahnarzt oder Dentalhygieniker – manchmal muss dafür sogar die Krone abgenommen werden.
Mechanische Verletzungen ermöglichen es Bakterien ebenfalls, Dein Zahnfleisch anzugreifen. Schuld daran sind oft zu harte Borsten der Zahnbürste oder ein zu festes Aufdrücken beim Zähneputzen.
Was Du selbst gegen eine akute Gingivitis machen kannst
Wenn Du bei Dir eine akute Entzündung des Zahnfleisches feststellst, solltest Du deine Zähne und vor allem die Zwischenräume mindestens zweimal am Tag besonders gründlich putzen. Bakterienhemmendes Mundwasser oder spezielle Salben können Dir ebenfalls helfen, die Entzündung schnell in den Griff zu bekommen. Mit sorgfältiger Pflege sollte eine schnell erkannte Gingivitis nach wenigen Tagen Geschichte sein.
Hast Du aber „immer mal wieder“ blutendes Zahnfleisch oder die Entzündung dauert länger als eine Woche, ist das ein wichtiges Alarmsignal. In diesem Fall solltest Du sofort einen Zahnarzt aufsuchen. Denn der Übergang von einer chronischen Gingivitis zu einer ernsten Parodontitis dauert nur wenige Tage. Warum ist der Besuch beim Zahnarzt so wichtig? Parodontitis ist die häufigste Ursache für Zahnverlust (5).
Wichtig: Findet Kollagenabbau statt?
Dein Zahnarzt oder Dentalhygieniker kann feststellen, ob sich schon Taschen gebildet haben und wie tief diese sind. Doch auch, wenn noch keine Taschen zu finden sind, kann die Entzündung schon zum Abbau von Bindegewebe und Knochen geführt haben. Dabei werden die stützenden Strukturen, das Kollagengerüst abgebaut.
Schuld an dem Abbau ist das Enzym aMMP-8 (aktivierte Matrix-Metalloproteinase-8), das Dein Zahnarzt mit einem einfachen diagnostischen Test nachweisen kann. Ist der Wert erhöht, findet bei Dir bereits Kollagenabbau statt. Jetzt ist es allerhöchste Zeit, der Ursache auf den Grund zu gehen.
Wenn Du ein Implantat trägst, schreitet eine Parodontitis besonders schnell voran und ist oft aggressiver. In diesem Fall sprechen Fachleute von einer Periimplantitis (6). Deshalb solltest Du eine Zahnfleischentzündung, die länger als eine Woche dauert oder ein häufig blutendes Zahnfleisch nicht auf die leichte Schulter nehmen: Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, Deinen Zahnarzt anzurufen und schnellstmöglich einen Termin zu vereinbaren.
Quellenverzeichnis:
- (1) Lang NP, Schätzle MA, Löe H. Gingivitis as a risk factor in periodontal disease. J Clin Periodontol. 2009;36 Suppl 10:3‐8. doi:10.1111/j.1600-051X.2009.01415.x (https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/19432625/)
- (2) Aylıkcı BU, Colak H. Halitosis: From diagnosis to management. J Nat Sci Biol Med. 2013 Jan;4(1):14-23. doi: 10.4103/0976-9668.107255. PMID: 23633830; PMCID: PMC3633265. (https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3633265/)
- (3) Jati AS, Furquim LZ, Consolaro A. Gingival recession: its causes and types, and the importance of orthodontic treatment. Dental Press J Orthod. 2016 Jun;21(3):18-29. doi: 10.1590/2177-6709.21.3.018-029.oin. PMID: 27409650; PMCID: PMC4944726. (https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4944726/)
- (4) Gulati, Minkle & Govila, Vivek & Anand, Vishal & Anand, Bhargavi. (2014). Implant Maintenance: A Clinical Update. International Scholarly Research Notices. 2014. 10.1155/2014/908534. (https://www.researchgate.net/publication/264427840_Implant_Maintenance_A_Clinical_Update)
- (5) Irfan UM, Dawson DV, Bissada NF. Epidemiology of periodontal disease: a review and clinical perspectives. J Int Acad Periodontol. 2001;3(1):14‐21. (https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/12666973/)
- (6) Natto ZS, Almeganni N, Alnakeeb E, Bukhari Z, Jan R, Iacono VJ. Peri-Implantitis and Peri-Implant Mucositis Case Definitions in Dental Research: A Systematic Assessment. J Oral Implantol. 2019;45(2):127‐131. doi:10.1563/aaid-joi-D-18-00097 (https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/30557088/)