Parodontitis und Pneumonie – wie der Mund die Lunge krank macht
Sie gilt als die heimliche Volkskrankheit – die Pneumonie (Lungenentzündung). Allein in Deutschland sind jährlich rund 500.000 Menschen von der Infektionskrankheit betroffen, ein Drittel davon braucht eine stationäre Behandlung. Damit gesellt sich die Pneumonie zusammen mit dem Herzinfarkt und dem Schlaganfall zu den häufigsten Diagnosen in deutschen Kliniken. Nicht selten aber ist die Klinik selbst Auslöser für eine Lungenentzündung. Nicht ohne Grund wird sie auch als typisch Krankenhauskrankheit bezeichnet.
Ursache der Lungenentzündung ist eine Störung der Lungenbläschen (Alveolen) sowie des dazwischenliegenden Lungengewebes. Die Hohlräume, die Basis eines reibungslosen Gasaustausches, werden durch Eiter und Wasserablagerungen in das Gewebe verdichtet und erschweren den Austausch der Atemgase. Fieber, Schüttelfrost, Husten, Gelenkschmerzen und Atembeschwerden stellen sich ein.
Chronische Lungenentzündung – ein hartnäckiger Begleiter
Bei rechtzeitiger Diagnose und angemessener Therapie klingt die Lungenentzündung nach zwei bis drei Wochen wieder ab. Schlägt die medikamentöse Behandlung aber nur schleppend an oder kommen Folgeerscheinungen wie eine Sepsis oder eine Gehirnhautentzündung dazu, kann sich die Infektionskrankheit bis zu zwölf Wochen hinziehen. Bleiben die Symptome sechs bis acht Wochen bestehen, spricht der Mediziner von einer chronischen Lungenentzündung, die für den Patienten einen hohen Leidensdruck bedeutet. Die andauernde Abgeschlagenheit bremst den Körper aus und verlangt überdurchschnittlich lange Ruhephasen. Häufige Fehlzeiten, Leistungsabfälle bis hin zur Arbeitsunfähigkeit – die chronische Lungenentzündung fordert ihren Tribut.
Parodontitis – der erste Schritt zur Pneumonie
Der Mund ist die größte Eintrittspforte in den menschlichen Körper. Er verschafft aber nicht nur Zutritt zur Speiseröhre und zum Darm. Zusammen mit der Nase ist er eng mit der Lunge verbunden. So bleibt die Mundgesundheit nicht ohne Einfluss auf die Lungengesundheit. Speziell die Parodontitis, die chronische Entzündung des Zahnbetts, bedroht die menschlichen Atemwege. Nisten sich Parodontitis Erreger am Zahnhalteapparat ein, entzünden sie das Zahnfleisch und weiten sich zunehmend auf die umliegende Mundregion aus. Lässt die Behandlung der Parodontitis auf sich warten, können die Parodontitis Bakterien auch auf andere Organe wie etwa den Verdauungstrakt, das Herz-Kreislauf-System oder die Lunge überspringen und deren Gewebe entzünden.
Schon 1999 stellten japanische Forscher einen Zusammenhang zwischen der Parodontitis und Lungenentzündung fest. 417 Bewohner aus elf Pflegeheimen, unterteilt in eine Mundpflege-Gruppe und eine Nicht-Mundpflege-Gruppe, nahmen an der Studie teil. Nach einem Beobachtungszeitraum von zwei Jahren traten bei 34 von 182 Patienten mit vernachlässigter Mundhygiene neue Pneumonieerkrankungen auf, bei Patienten mit guter Mundhygiene hingegen lediglich bei 21 von 184 Patienten. Eine weitere Studie von El-Solh bekräftigt die Thesen: Keimreduzierende Mundspüllösungen wirken sich positiv auf die Atemwegserkrankung aus.