Parodontose, Parodontitis, Periimplantitis – wer soll sich da noch auskennen?

Kennst Du das? Die Zahnarztgattin in der Werbung spricht von Parodontose, Dein Zahnarzt von Parodontitis und dann fallen auch noch die Begriffe Peridontitis und Gingivitis. Wie heißt es denn nun eigentlich richtig? Und was sind die Unterschiede?

Ganz einfach Parodontitis

Zuerst die gute Nachricht: einen Begriff kannst Du schon mal streichen, nämlich die Parodontose. Was umgangssprachlich als Parodontose bezeichnet wird, heißt medizinisch korrekt Parodontitis und meint genau das gleiche, nämlich eine entzündliche Erkrankung des Zahnbettes (1). Die Endung -itis weist bei Medizinern übrigens immer auf eine Entzündung hin.

Manchmal begegnet Dir vielleicht auch der Begriff Peridontitis. Dies ist der englische Ausdruck für Parodontitis und manche nutzen diesen Begriff auch im Deutschen. Damit hat sich der Dschungel weiter gelichtet: Parodontose und Peridontitis sind beide dasselbe, nämlich eine Parodontitis.

Aller Anfang – die Gingivitis

Aber mal von Anfang an, denn der Beginn einer Parodontitis ist meistens eine Gingivitis (2). Das bedeutet, dass Dein Zahnfleisch entzündet ist. Und vermutlich ist die Gingivitis genau das, wovon die hübsche Zahnarztgattin mit den makellosen Zähnen in der Werbung spricht. Der Grund: Eine Gingivitis macht sich zuerst durch schnelles Zahnfleischbluten bemerkbar (3).

Wenn Du gegen die Gingivitis nichts unternimmst, kann sich diese weiter ausbreiten auf den gesamten Zahnhalteapparat. Erreicht die Entzündung das sogenannte Zahnbett (lateinisch: Parodontium), trifft die Bezeichnung Parodontitis zu. Spätestens diese solltest Du unbedingt ernst nehmen, denn im weiteren Verlauf findet ein verstärkter Abbau von Knochen und weichen Haltestrukturen statt (Kollagenabbau). Schlimmstenfalls verlierst Du die betroffenen Zähne.

Was die Symptome einer Gingivitis sind, woran Du diese erkennst und was Du dagegen tun kannst, liest Du in unserem Artikel „Gingivitis: Daran erkennst Du eine Zahnfleischentzündung?“. Mehr Informationen zur Parodontitis findest Du in unserem Artikel „XYZ Parodontitis“.

65 % der Implantate haben ein Problem

Am meisten interessiert Dich bestimmt, was eine Periimplantitis ist (4). Die Periimplantitis ist im Grunde eine Parodontitis, die im Bereich eines oder mehrerer Implantate auftritt. Allerdings gibt es deutliche Unterschiede zu einer Parodontitis am eigenen Zahn: Die Entzündung am Implantat ist aggressiver und schreitet schneller voran.

Man unterscheidet dabei zwei Stadien. Am Anfang sind nur das Zahnfleisch und die Weichteile entzündet. Das heißt Mukositis in der Fachsprache und ähnelt einer Gingivitis. Im späteren Stadium befällt die Entzündung auch den Knochen. Wird die Entzündung nicht gestoppt, verliert das Zahnimplantat seinen Halt. Worst-Case-Scenario: Du verlierst Dein teures Implantat.

Fast die Hälfte aller Implantate betroffen

Erschreckend ist, dass laut einer Studie 43 % der Patienten mit Zahnimplantaten das Frühstadium der periimplantären Mukositis haben und fast ein Viertel (22 %) sogar an einer fortgeschrittenen Periimplantitis leidet. Das Tückische daran: Viele merken gar nichts von der Entzündung in ihrem Mund. Meist entdeckt der Zahnarzt die Periimplantitis zufällig bei einer Routineuntersuchung. Dann ist der Prozess jedoch oft schon weit fortgeschritten. Ohne Therapie führt die Entzündung zum Knochenabbau und schließlich zum Verlust des Implantats.

Mehr zur Periimplantitis erfährst Du in unserem Artikel „XYZ Periimplantitis“.

Nicht nur Freundschaften sollte man gut pflegen

Dabei ist die Ursache der Periimplantitis so einfach wie vermeidbar – fast immer sind bakterielle Beläge (Biofilm) die Ursache (5). Deshalb ist es so wichtig, dass Du dein Implantat wirklich täglich pflegst. Bakterien, der sogenannte Biofilm, setzen sich besonders gern an dem Titan des Implantats fest. Hört sich komisch an, weil das glatte Metall doch gerade besonders „steril“ sein sollte?

Das liegt ganz einfach an der Beschichtung des Titans für Implantate: Die Oberfläche wird so behandelt, dass Knochensubstanz gut daran haften kann. Das hilft dem Implantat, schnell in den Knochen einzuwachsen. Gleichzeitig bietet es aber damit Bakterien eine perfekte Unterlage.

Die Grenzen von Zahnseide und Bürsten

Es kann aber auch sein, dass Du mit Zahnseide und Interdental-Bürsten nicht unter den Rand der Krone gelangst. So können sich in dem Spalt zwischen sichtbarer Krone und Implantat trotzdem Bakterien festsetzen und dort ihr zerstörerisches Werk beginnen. Ob an Deinem Implantat solche Prozesse ablaufen, kann dein Zahnarzt oder Dentalhygieniker mit einem einfachen diagnostischen Test erkennen: Findet Abbau von Stützfasern oder sogar Knochen statt, ist ein bestimmtes Enzym erhöht, die sogenannte aMMP-8 (aktive Matrix-Metallo-Proteinase 8) (LINK zum Artikel über die aMMP-8).

Der Wert von aktivierter MMP8 liefert einen handfesten Hinweis auf versteckte Aktivitäten an Deinem Implantat. Rechtzeitig erkannt, ergreift Dein Zahnarzt die entsprechenden Maßnahmen und Du hast noch lange Freude an Deinem Implantat.

Was Du unbedingt über die richtige Pflege des Implantates wissen solltest, findest Du in unseren Artikeln „Dein Implantat und Du – Freundschaften wollen gut gepflegt werden“ und „Periimplantitis – Woran erkenne ich eine Entzündung am Zahnimplantat“.

Quellenverzeichnis: